Der O Talk mit Sexological Bodyworkerin Mareen Scholl – Talk O-Diaries

Neulich im Blog eines klitorisperlenspezialisierten Sextoyherstellers 🙂 Wie immer fällt es mir schwer den Auszug aus 3 Stunden auszuhalten und Formulierungen neu zu hören. Ich übe mich in Gelassenheit hinsichtlich des Mediums Film. Danke jedenfalls Edith Löhle als auch der Blog-Leiterin und Kamerafrau für das spannende und gutgelaunte Gespräch mit tollen Fragen. Ich hatte das Gefühl, das Team hat sich vorab wirklich Gedanken gemacht. Auch der Blog hat einige interessante Artikel zu bieten.

Ich hätte gerne noch über den #OrgasmIsAHumanRight diskutiert. Orgasmen in die Kategorie Menschenrecht einzuordnen finde ich gefährlich, weil es sowohl die universale und drängende Bedeutung menschlicher Bedürfnisse und Lebensgrundlagen verharmlost als auch den Orgasmus selbst als etwas erscheinen lässt, auf was Mensch ein Anrecht hat, das mensch, auch institutionell, einfordern kann.

Im Miteinander mit anderen Liebenden und Genießenden geht es jedoch niemals um Recht, sondern immer um freiwilliges Miteinander-Sein. Mit den Menschenrechten durchaus gemein hat ein Orgasmus hier die Grundlage der Selbstbestimmung. Wie viele Orgasmen ich mir selbst verschaffe, dazu bin ich nur mir selbst verantwortlich. In der geteilten Sexualität mit einem oder mehreren Menschen als Gegenüber hat der Orgasmus mit Kommunikation, Selbstbestimmung und achtsamem körperlichen wie emotionalen Aufeinander-einlassen und Fallenlassen zu tun, im erfüllenden Idealfall gesprochen. Ich trete aktiv für meine Wünsche und Bedürfnisse ein und respektiere zugleich die Bedürfnisse und Grenzen meiner Partner*innen.

Manchmal ist ein Orgasmus ein einfacher Deal, ein Austausch von angenehmen Gefälligkeiten, manchmal ein Zustand tiefer Verbundenheit, wenn Körper und Geist mit Freude mitgehen. Manchmal und für manche ist ein Orgasmus gar nicht leicht, vielleicht noch nie erlebt, vielleicht Sexualität an sich mit schwierigen Gefühlen und Empfindungen, Angst, Wut oder Schmerzen, oder auch: Taubheit und Leere verknüpft. Hier kommt man mit der Rede auf Anrecht nicht weit. Hier ist das reale Erleben so weit vom Wunsch entfernt, dass das Gefühl es gar nicht greifen und glauben kann, dass es überhaupt möglich wäre. Das Gefühl dominiert, dass etwas, ich, falsch sei, ich es nicht wert sei, das Gegenteil von Anrecht, begründete Schuld wird zum gelebten Fakt.

Oder der Verstand verrennt sich in ein fixes Bild von dem, wie es sein sollte und dass man es nur unbedingt wollen müsse und Anstrengung, Fleiß und Hartnäckigkeit schon zum erhofften Ziel führe, so wie in anderen Lebens- und vor allem Arbeitsbereichen auch. Aber da ist der Verstand mal wieder zu weit voraus geeilt.

Hier ruft der Körper nach seinem Wunsch, gehört und gespürt zu werden, einfach zu sein, ohne irgendeinem Zweck zu dienen. Unser ekstatisches Sein im Hier und Jetzt verrät viel über den Kontakt zu uns selbst, unserem Körper und unserer Geschichte. Es lohnt sich genau zu lauschen, wie all das zu uns sprechen mag. Und schon das feinste Spüren kann ganz große Lust bedeuten, wenn ich mich darin versinken mag, genauso wie die große, wilde Mächtigkeit, ganz gleich, es spricht: die Lust am Leben.

Die Wirksamkeit des benannten Sextoys bleibt den Einschätzungen der Selbstliebenden überlassen. Ich mag das fluppende Geräusch des Aufsatzes, der berührungsfrei über Luftdruck sanfte bis stärkere Saugbewegungen simulieren soll, die mich eher an eine Minivarante eines Magic Wand erinnern. Dieses Fluppen hat Humor und bringt mich zum Lachen, was will frau mehr 🙂

Dass das Toy einen neuen, sprachsensibleren Namen bekommen soll finde ich unbedingt unterstützenswert. Sich bei der Selbstliebe einen Macker ins Bett zu holen, der in Persona niemals den Zutritt bekommen würde ist nicht ganz gelungen bzw. absolut unnötig. Da frage ich mich schon, wer hier eigentlich als Zielgruppe ernstgenommen wird. Einsicht möge walten.