Unser Kommentar zum Interview in der taz vom Wochenende.

engl below:

Liebes Netzwerk und Kolleg:innen, mit Traurigkeit und Schrecken hat das Team vom ISB Berlin, dem Ausbildungsinstitut für Sexological Bodywork Berlin, den Artikel von Anke Richter im Interview mit Ondra Veltruský und Susann Surber zu Tantra und Sexological Bodywork gelesen. Darin wird über sexuelle Gewalt in der Tantra Szene als auch im Sexological Bodywork-Kontext berichtet bzw. der Vorwurf aufgestellt, die Methode als auch die Ausbildung sei nicht traumasensibel.In der Tat wird hier von einem wichtigen, vielleicht dem wichtigsten Thema in unserem Feld gesprochen. Leider sind die Aussagen in Bezug auf Sexological Bodywork darin zum Teil sehr undifferenziert und nicht auf dem Stand der permanenten Entwicklungen, mit denen unser Berufsnetzwerk versucht, die für unsere Arbeit so nötige Verantwortung zu übernehmen. Einige Aussagen des Artikels erachten wir außerdem schlichtweg als sachliche Falschaussagen, zum Beispiel bezüglich der Ethischen Richtlinien.

Wir teilen die Ansicht, dass es sexuelle Gewalt in der Vergangenheit gab und gibt. Diese werden von patriarchal geprägten Strukturen und einer sexnegativen, unaufgeklärten Gesellschaft auch begünstigt. Wir bedauern das sehr und wünschen uns Auseinandersetzung und klare Positionierungen. Die Arbeit ist in der Tat sensibel und vulnerabel.

Seit Jahren sind wir im ISB dabei die Methode weiterzuentwickeln und Schwachpunkte aus der Vergangenheit und auf gesellschaftlicher Ebene ernst zu nehmen und den Raum für die Menschen in Ausbildung und für Klient:innen klarer und sicherer zu gestalten. Wir wollen, dass die Stimmen, die Gewalt erlebt und erfahren haben, gehört und ernst genommen werden. Es existieren Strukturen für Accountability (persönliche und kollektive Verantwortungsübernahme), und wir arbeiten immer an deren Ausbau und Sichtbarkeit, um Missbrauchsfällen vorzubeugen, Meldungen zu ermöglichen und einzuladen und eine traumasensible und für das kollektive Lernen konstruktive Aufarbeitung zu ermöglichen. Mit den Auswirkungen sexueller Gewalt auf persönlicher als auch struktureller, gesellschaftlicher Ebene beschäftigen wir uns als Praktizierende tagtäglich in der Arbeit mit unseren Klient:innen. Die Ausbildung sensibilisiert und bildet von Anbeginn zu diesen Themen aus.

Der Berufsstand und unsere Ausbildung setzt sich damit auseinander, wie ein respektvoller, achtsamer, politisch bewusster und traumasensibler Umgang mit Körper, Sexualität und Identität gedacht und praktiziert werden kann. Gerade damit füllen wir Lücken, die in unserer Gesellschaft und in Teilen medizinischer, gesundheitlicher, pädagogischer und anderer Berufsfelder und Einrichtungen oft mindestens offen bleiben. Wenn nicht gar alltäglich und unbewusst traumatisierendes Verhalten und Behandlungsweisen wiederholt werden.Das enorme und immer noch einzigartige Potenzial der Modalität SexBod, das durch die Methode vermittelt wird, um Menschen in ihren Sexualitätsthemen abzuholen und zu unterstützen, aber genauso von anderen Methoden wie Tantra(massage) ist so wichtig, dass wir als ISB und Netzwerk das so nicht stehen lassen wollen, wie es das Interview in der taz beschreibt. Wir wollen damit herausfordernde Meinung und Erfahrung willkommen heißen, aber auch Falschaussagen korrigieren und eine differenziertere Position formulieren. Dafür wollen wir mit Bedacht vorgehen und kollektiv eine Position finden.Menschen, denen das wichtig ist, dürfen uns gerne darin unterstützen, andere Perspektiven auf die Methode laut werden zu lassen. Kritische und betroffene Stimmen sind natürlich ebenso eingeladen. Es geht uns um einen konstruktiven Dialog, aus dem alle lernen und voneinander hören können. Eine Pioniermethode, die den Weg in die gesellschaftliche Verantwortung und Veränderung sucht, hat das verdient und ist es wert.

engl: With sadness and shock the team of ISB Berlin, the training institute for Sexological Bodywork Berlin, has read the article of Anke Richter in an interview with Ondra Veltruský and Susann Surber about Tantra and Sexological Bodywork. It reports about sexual violence in the Tantra scene as well as in the context of Sexological Bodywork and puts forward the accusation that the method as well as the training are not trauma sensitive.Indeed, this is an important, perhaps the most important issue in our field. Unfortunately, the statements regarding Sexological Bodywork in the article are partly completely undifferentiated and not up to date with the permanent developments with which our professional network tries to take on the responsibility so necessary for our work. We also consider some statements in the article to be simply factual misstatements, for example those refering to the Ethical Guidelines.

We share the view that sexual violence has existed in the past and in the present and this is supported by a patriarchal structure and a sex-negative society. We regret this very much and would like to see this issue appropriately addressed. The work is indeed sensitive and vulnerable. For years, we in the ISB have been developing the method further and taking weak points from the past and on a societal level seriously and making the space for people in training and for clients clearer and safer. We want the voices that have experienced and witnessed violence to be heard and taken seriously. Structures for accountability exist and we are always working to expand them and make them more visible in order to prevent cases of abuse, enable and invite reporting, and allow for processing that is trauma sensitive and constructive for collective learning. As practitioners, we deal with the effects of sexual violence on a personal as well as structural, societal level every day in our work with our clients.

The Sexological Bodywork training raises awareness and educates on these issues from the beginning. The profession and our training addresses how to think about and practice a respectful, mindful, politically aware and trauma-sensitive approach to the body, sexuality and identity. This is precisely how we fill gaps that often remain open in our society and in parts of medical, health, educational and other professional fields and institutions. The enormous and still unique potential of the modality Sexological Bodywork, as well as other methods such as (Tantra)Massage which support people in their issues and visions around sexuality are so important, that we, the ISB, and network do not want to leave it as described in the taz- interview. We want to welcome challenging opinion and experience, but also correct false statements and formulate a more differentiated position. In doing so we want to proceed with caution and find a collective position. People to whom this is important are welcome to support us by offering other perspectives on the method. Critical and concerned voices are of course also invitedl. We are interested in a constructive dialogue for which everyone can learn. A pioneering method that strives towards social responsibility and change deserves this and is worthy of it.

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